Die Dinge meiner Eltern

Ein Abend mit Gilla Cremer im Festspielhaus Emden 28.02.25

Manche Geschichten brauchen keine große Bühne, keine lauten Effekte. Sie entfalten ihre Wirkung in den kleinen Momenten – in einem Blick, einem Seufzen, einem Zögern. So auch in „Die Dinge meiner Eltern“ , ein Stück, das sich um Erinnerungen dreht. Um das, was bleibt, wenn ein Leben zu Ende geht. Und um das, was in uns weiterlebt.

Gilla Cremer steht alleine auf der Bühne. Hinter ihr eine Wand aus Umzugskartons, die ein Haus und ein ganzes Leben repräsentieren, welches aufgeräumt werden muss. Ihr Vater ist gerade verstorben, die Mutter schon vor etlichen Jahren. Ihre drei Schwestern sind längst abgereist und zurück bleibt Agnes, die Zweitjüngste. Ihr obliegt es nun, das Elternhaus zu leeren und zu entscheiden, was bleiben soll und was geht. Doch was wie ein nüchternes Sortieren beginnt, wird zur Reise durch die eigene Kindheit.

Es ist ein Monolog, der zwischen Wehmut und Komik oszilliert. Ein Spiel mit Einsamkeit und Geborgenheit. Wie komisch ist es, wenn alles die Dinge aufgezählt werden, die sich in den Jahrzehnten angesammelt haben: Deckel ohne die dazugehörigen Dosen und umgekehrt. Eine endlose Anzahl an Geschirr, Schuhen, Wäsche undsoweiter. Wer kann da noch wagen zu entscheiden, was noch nützlich ist und was nicht mehr?

Da ist die Erinnerung an die Gerüche der Eltern, an die warme Ritze im elterlichen Bett, aus der man mit sechs Jahren weichen musste, weil ein jüngeres Geschwisterchen geboren wurde. Da sind die Briefe, Tagebücher, Erinnerungsstücke, die Fragen aufwerfen – Fragen, die niemand mehr beantworten kann.

Was macht man mit all diesen Dingen? Was bedeutet ein alter Kamm, eine Tasse, ein Foto? Was von all dem ist tatsächlich Erinnerung, was bloßer Besitz?

Gilla Cremer füllt den Raum mit ihrer Präsenz, mit ihrer feinfühligen Darstellung. Sie spricht mit dem Publikum, nimmt uns mit in ihre Gedanken, ihre Erinnerungen. Und das Besondere: Sie macht nicht nur die Trauer spürbar, sondern auch die Komik, die oft in solchen Momenten steckt. Das Zögern vor der Entscheidung, ob eine völlig belanglose Sache doch irgendwie aufbewahrt werden sollte. Der absurde Moment, in dem ein altes Kleidungsstück plötzlich die Vergangenheit wieder heraufbeschwört.

Das Stück ist eine Hommage an die Kindheit, an das Leben und die Fragilität von Erinnerungen. Es zeigt, dass das Loslassen oft genauso schwer ist wie das Festhalten – und dass das wahre Erbe eines Menschen vielleicht gar nicht in den Dingen steckt, sondern in den Geschichten, die mit ihnen verbunden sind.

Gilla Cremer gelingt es, das Publikum auf eine emotionale Reise mitzunehmen. Ein stiller, eindrucksvoller Theaterabend, der noch lange nachwirkt

Gilla Cremer – Die Dinge meiner Eltern

Ein Beitrag in der ARD

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert